Vor­le­se­tag 2017: Schul­lei­ter Edward König liest für Schü­le­rin­nen und Schü­ler der 5. und 6. Klassen

Was für ein Schul­tag! Den bun­des­wei­ten Vor­le­se­tag gibt es seit nun­mehr 14 Jah­ren. Er soll an die gro­ße Bedeu­tung des Vor­le­sens erin­nern, einem wert­vol­len Tra­di­ti­ons­gut. Joshua Rein­holz aus der 11. Jahr­gangs­stu­fe, der die Ver­an­stal­tung, die in der Men­sa des Bodensee-Gymnasiums statt­fand, gekonnt mode­rier­te, ver­wies ein­gangs dar­auf, dass der Hör­sinn einer der ers­ten der fünf Sin­ne sei, den der Mensch in sei­ner Ent­wick­lung bereits im Mut­ter­leib aus­bil­de. Über das Gehör wür­den Gefüh­le und Emp­fin­dun­gen ent­wi­ckelt, ver­stärkt und begüns­tigt. Das Vor­le­sen rege die Phan­ta­sie des Zuhö­ren­den auf ein­zig­ar­ti­ge Wei­se an.
Dass Edward König, der Schul­lei­ter des Bodensee-Gymnasiums, als Vor­le­ser gewon­nen wer­den konn­te, erwies sich als ein aus­ge­spro­che­ner Glücks­fall. Doch bevor es ans Vor­le­sen ging, stell­te er sich den Fra­gen zwei­er Schü­ler, Cla­ra Pen­te­les­cu und Paul Dei­nin­ger. Auf die Fra­ge nach sei­nem Lieb­lings­buch erzähl­te der Schul­lei­ter, dass er kein Lieb­lings­buch habe. Sehr beein­druckt habe ihn den­noch vor eini­gen Jah­ren „Schla­fes Bru­der“, einem bewe­gen­den Ent­wick­lungs­ro­man des öster­rei­chi­schen Autors Robert Schnei­der. Die Lek­tü­re habe ihn so gefes­selt, dass er das Buch wäh­rend einer Nacht nahe­zu ver­schlun­gen habe. Als Kind, so König, hät­ten ihn eher Comics inter­es­siert: Micky Maus und Fix und Foxi, wie sie damals hie­ßen. Auf die Fra­ge, wie man denn ein guter Vor­le­ser wer­de, mein­te König, dass man ver­su­chen müs­se, sei­ne Gefüh­le spre­chen zu las­sen. Ob das Lese­ver­hal­ten sich ände­re, wenn man erwach­sen sei, woll­ten die Schü­ler wis­sen. Dies sei nicht so, denn auch ein Erwach­se­ner kön­ne durch­aus in die phan­tas­ti­sche Welt der Buch­sta­ben abtau­chen, wenn ihn ein Buch fes­se­le, so König.
Vor­ge­le­sen wur­de aus Chris­ti­ne Nöst­lin­gers wun­der­ba­rem Kinder-und Fami­li­en­ro­man „Wir pfei­fen auf den Gur­ken­kö­nig“, für den die Autorin den Deut­schen Jugend­li­te­ra­tur­preis erhal­ten hat. Dar­in erzählt der zwölf­jäh­ri­ge Wolf­gang Hogel­mann, wie am Oster­sonn­tag plötz­lich der gur­ken­för­mi­ge König Kumi-Ori auf­taucht, den die Unter­ta­nen aus sei­nem Kel­ler­reich ver­trie­ben haben. Der Gur­ken­kö­nig bringt das Fami­li­en­le­ben der Hogel­manns völ­lig durch­ein­an­der, denn er ent­puppt sich als ego­is­ti­scher Tyrann vol­ler dumm dreis­ter Ansprü­che und Forderungen.
Trotz der anre­gen­den Lek­tü­re fiel es eini­gen Schü­le­rin­nen und Schü­lern doch sicht­lich schwer, sich dar­auf ein­zu­las­sen und eine hal­be Stun­de lang auf­merk­sam und kon­zen­triert zuzu­hö­ren. Vie­le jedoch lausch­ten gespannt den urko­mi­schen Gescheh­nis­sen rund um den Gur­ken­kö­nig, denen Edward König durch sei­ne ein­fühl­sa­me und aus­drucks­star­ke Les­art einen beson­de­ren Reiz verlieh.

Ire­ne Heß