Ster­ben erleich­tern, nicht abrechen

Die Debat­te um Ster­be­hil­fe ist momen­tan in der Poli­tik sehr aktu­ell. Wäh­rend die meis­ten ihrer Mei­nung nicht sicher sind, spricht sich Uta Rein­holz im Namen der Hos­piz­be­we­gung ganz klar dage­gen aus. Trotz der hohen Tem­pe­ra­tu­ren, die am Frei­tag, den 03. Juli 2015, im Mehr­zweck­raum C herrsch­ten, hör­ten die ca. 50 Schü­ler der 10. Jahr­gangs­stu­fe gespannt zu, was Frau Rein­holz vom Hos­piz Lin­dau ihnen zu dem bereits im Unter­richt behan­del­ten The­ma Ster­be­hil­fe und Ster­be­be­glei­tung zu sagen hat­te. Dabei nahm sie sich auch viel Zeit für deren inter­es­sier­te Fragen.

Cicer­ly Saun­ders grün­de­te 1967 das ers­te moder­ne Hos­piz „St. Chis­to­pher Hospi­ce“ in Lon­don. Was im Mit­tel­al­ter ursprüng­lich als Her­ber­ge für Pil­ger begann, hat sich heut­zu­ta­ge zu einem „Besu­cher­dienst für Kran­ke und Ster­ben­de“ entwickelt.

Auch in Lin­dau gibt es seit 1998 ein sta­tio­nä­res Hos­piz. Dort dür­fen ster­ben­de Men­schen mit einer schwe­ren, fort­schrei­ten­den und unheil­ba­ren Krank­heit ihre letz­ten Tage bis Mona­te ver­brin­gen. Die Wei­ter­lei­tung erfolgt durch den Arzt oder das Kran­ken­haus, aber auch per­sön­li­che Anmel­dun­gen wer­den berück­sich­tigt, wodurch eine Auf­nah­me bereits vor Bear­bei­tung des Antrags ermög­licht wird, denn das Wohl­be­fin­den des Pati­en­ten steht an ers­ter Stelle.

Doch wie schafft man es, die Distanz zu den Betrof­fe­nen zu wah­ren und mit dem all­ge­gen­wär­ti­gen Leid umzu­ge­hen? Wich­tig ist dabei der Zusam­men­halt im Team und Offen­heit unter­ein­an­der. Doch das Vor­ur­teil, dass es im Hos­piz immer nur trau­rig zuge­he, stimmt größ­ten­teils nicht und so freut sich Frau Rein­holz bei­spiels­wei­se sehr über die Weih­nachts­kar­te einer Pati­en­tin, die über­ra­schen­der­wei­se vor einem Jahr das Hos­piz ver­las­sen konn­te und nun wie­der mit­ten im Leben steht. Sol­che Fäl­le kom­men für ein „Ster­be­haus“ doch erstaun­lich oft vor, so Frau Reinholz.

Das ist auch einer der Grün­de, war­um sie sich gegen die Ster­be­hil­fe aus­spricht, denn Hos­pi­ze wol­len das Ster­ben erleich­tern und nicht abbre­chen. Selbst wenn ein Pati­ent sich dazu ent­schei­det, sei­ne Medi­ka­men­te nicht anzu­neh­men, wer­den sie ihm den­noch jeden Tag gebracht, so dass die­ser selbst über sich bestim­men kann. Meist aber kann Lebens­mü­dig­keit der Pati­en­ten durch einen sehr per­sön­li­chen Umgang zwi­schen Pati­ent und Pfle­ge­kraft gelin­dert wer­den. So wird bei­spiels­wei­se in einem Fall der Essens­ver­wei­ge­rung die Lieb­lings­spei­se des Ver­wei­ge­rers ser­viert. Was dem Pati­en­ten wich­tig ist, wird durch den engen Kon­takt zwi­schen Hos­piz und Fami­lie des Betrof­fe­nen bzw. dem Pati­en­ten selbst herausgefunden.

Soll­te ein Gesetz, das Ster­be­hil­fe ermög­licht, in Kraft gesetzt wer­den, so ist aus Kos­ten­grün­den der Fort­be­stand der Hos­piz­be­we­gung gefähr­det. Denn neben den zu 90% von der Kran­ken­kas­se gezahl­ten Behand­lun­gen muss das Hos­piz selbst 10% der Kos­ten bei­spiels­wei­se über Spen­den­gel­der finan­zie­ren. Und das öff­net viel­leicht das Tor zur kos­ten­güns­ti­ge­ren Sterbehilfe.

Es bleibt also zu hof­fen, dass auch wei­ter­hin die Mög­lich­keit für Tod­kran­ke besteht, ihr Leben in der schö­nen Atmo­sphä­re des Hos­pi­zes zu beenden.

Wir dan­ken Frau Rein­holz für ihren offe­nen und inter­es­san­ten Vortrag.

Sebas­ti­an Hiesl, Jonas Hangel