Mau­er, Zaun und Stacheldraht

Ende Mai nah­men 15 Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Q 11 auf Ein­la­dung der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung und der Baye­ri­schen Lan­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dungs­ar­beit an einem drei­tä­gi­gen Grenz­land­se­mi­nar zum The­ma „Mau­er, Zaun und Sta­chel­draht“ in Möd­lareuth teil. Die­ses klei­ne Dorf in Ober­fran­ken wur­de auch „Klein-Berlin“ genannt, weil die inner­deut­sche Gren­ze seit 1952 mit­ten­durch führ­te. Heu­te beher­bergt es das „Muse­um zur deut­schen Tei­lung“, in dem regel­mä­ßig gemein­sa­me Semi­na­re zwi­schen einer baye­ri­schen und einer säch­si­schen bzw. thü­rin­gi­schen Schü­ler­grup­pe statt­fin­den. Eine ein­zig­ar­ti­ge Chan­ce, sich „vor Ort“ über die ehe­ma­li­ge inner­deut­sche Gren­ze zu infor­mie­ren. Rund 100 Meter der Mau­er und der eins­ti­gen DDR-Grenzbefestigungen sind erhal­ten und ver­mit­teln einen unmit­tel­ba­ren Ein­druck vom Leben im Sperr­ge­biet und erin­nern an Zei­ten, als es lebens­ge­fähr­lich war, die Sei­ten zu wech­seln. Dar­über hin­aus boten Vor­trä­ge, Fil­me, Exkur­sio­nen und die selbst­stän­di­ge Aus­ein­an­der­set­zung mit his­to­ri­schen Quel­len ein viel­fäl­ti­ges Seminar- Programm.
Einen Höhe­punkt bil­de­ten die Gesprä­che mit zwei Zeit­zeu­gen. Der eine über­wand 1974 im Alter von 20 Jah­ren den „anti­im­pe­ria­lis­ti­schen Schutz­wall“, weil er, wie er sag­te, „den Mund nicht hal­ten konn­te.“ Der ande­re pin­sel­te als Jugend­li­cher aus Frust über die vie­len Zwän­ge in allen Lebens­be­rei­chen in gro­ßen Buch­sta­ben „Die Mau­er muss weg“ auf die Stra­ße und kas­sier­te dafür fünf Jah­re Haft. Ihre Bot­schaft, sich im Leben Zie­le zu set­zen und trotz gro­ßer Wid­rig­kei­ten etwas dafür zu wagen, beein­druck­te alle Semi­nar­teil­neh­mer sehr.
Herz­li­chen Dank an alle, die die­se Unter­neh­mung ermög­licht haben.

Lise­lot­te Fischer-Wich